Die Erforschung der Eifersucht aus der Sicht der Soziologie
Die Erforschung der Eifersucht setzt Erkundungen über die Rolle voraus, die die Eifersucht innerhalb der Gesellschaft und im Rahmen der Beziehung zwischen den Mitgliedern einer beobachteten Gesellschaft übernimmt. Ralph B. Hupka stellt in seiner Abhandlung mit dem Titel Cultural Determinants of Jealousy fest, dass sich in der Vergangenheit keine Gesellschaft der Feststellung entziehen konnte, welche Gefahren aus der Eifersucht ausgehen, und dieses auch heutzutage nicht zustande bringt. Einzelne gesellschaftliche Modelle ändern bloß die Situationen, im Rahmen jener die Eifersucht zum Vorschein kommt.
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Derselbe Autor fährt wie folgt fort: “Emotionen und emotionelle Reaktionen wurden, so wie das gesamte Handeln des Menschen, zum Teil des sozialen Umfelds.” Bevor die Eifersucht aufkeimen kann, müssen wir uns erst des Wertes von romantischen Beziehungen, der Motive für die Eifersucht, der Ziele der Eifersucht, der Umstände, die die Eifersucht hervorrufen, und der Ausdrucksarten der Eifersucht bewusst werden.
Lernen wir uns Eifersucht tatsächlich an?
Auch O’Neill erklärt, dass die Eifersucht in erster Linie eine angelernte Antwort ist, die von der Sichtweise jeder bestimmten Kultur vorgegeben wird. Im Rahmen einiger Kulturen, wie zum Beispiel bei den Eskimos, ist Eifersucht sehr selten. Der in Indien ansässige Toda-Stamm kennt solches Empfinden fast gar nicht. Anderswo ist die Eifersucht eine allgemeine Erscheinung. Diesbezüglich könnte man feststellen, dass sie keine angeborene Art des Verhaltens ist.
Die Eifersucht ist mit den sexuellen Gewohnheiten verbunden
Im Folgenden werden einige interessante Arten von emotionalen Regeln über das Empfinden von Eifersucht angeführt, zusammen mit sexuellen Gewohnheiten, die in verschiedenen kulturellen Umgebungen vorkommen oder in der Vergangenheit vorkamen. Die Eifersucht ist nämlich eng mit den sexuellen Gewohnheiten einer bestimmten Kultur verbunden, und da ein Großteil der Berichte über solche Gewohnheiten nicht über Emotionen bzw. nicht ausdrücklich über Eifersucht spricht, ist es nur schwer einzuschätzen, wann es sich um die Schlichtung einer Eifersuchtssituation handelt und wann um bloßes Befolgen der Riten und Gewohnheiten eines bestimmten Ortes, wie es Lutz und White auszudrücken pflegen.
Die Wahrnehmung der Eifersucht hier und da
– Das Shona-Volk aus Zimbabwe glaubt, dass die Eifersucht den Tod der Kinder verhindert.
– Die Wahrnehmung des indischen Toda-Stamms: eine verheiratete Person darf einen Liebhaber haben, da dieses keine Eifersucht verursacht. Arge Eifersucht kann dann ausbrechen, wenn eine Frau ein Verhältnis mit jemanden pflegt, der ihrem Stammt nicht zugehörig ist.
– Bei den Spaniern Andalusiens gilt, dass die Eifersucht des Mannes seine Ehre in den Augen der Gemeinschaft aufrecht erhält (Pitt-Rivers).
– Beim Yanomani-Stamm ist es wichtiger, dass sich der Ehemann die Gunst des Liebhabers seiner Frau durch Geschenke und gastfreundliche Bewirtung erkauft, als dass ihm ihre Untreue Sorgen bereiten würde (Harris).
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– Beim afrikanischen Bakongo-Stamm gilt, dass der Liebhaber einer verheirateten Frau eine Art „Nutzungsgebühr“ für die Frau an den Ehemann zu zahlen hat. Wenn er nicht zahlen kann, arbeitet er seine Schulden eben auf dem Feld des Ehemannes ab. Die Höhe dieser „Nutzungsgebühr“ hängt vom Wert der Frau, den ihr Ehemann bestimmt, und von der Dauer des Verhältnisses ab (Weeks).
– Die auf dem Gebiet der Hochebene Simbabwes lebenden Stämme glauben, dass der Tod des Kindes oder der Mutter bei der Geburt ein Zeichen von Unzucht sei. Wenn es den sicheren Anschein macht, dass die Mutter oder das Kind im Sterben liegen, wird die Mutter nach dem Namen ihres Liebhabers gefragt, der im gleichen Maße schuldig ist (Gouldsbury-Sheane).
– Die Mitglieder des afrikanischen Yao-Stammes glauben, dass die Untreue des Mannes vor oder nach der Schwangerschaft seiner Frau Verletzungen der Mutter oder des Kindes zur Folge haben könnte (White-Mullen).
– Zwei Paare des in Grönland lebenden Ammassalik-Inuit-Stammes können sich, wenn es beiden zusagt, untereinander über einen Partnertausch einigen. Im Rahmen solch einer Einigung spielt der Ritus des „Mitnehmens des Lichts“ eine wichtige Rolle. Ein Mann gewährt dem anderen Mann jedes Mal, mit seiner Ehefrau Geschlechtsverkehr zu haben, jedoch muss dieser davor buchstäblich das Licht aus der Behausung heraustragen (Mead, Mirsky).
Anhand der beschriebenen Beispiele sind neben den verschiedenen Rollen der Eifersucht in der Gesellschaft (z. B. die Erhaltung des Lebens der Kinder, die Ehre des Mannes) auch verschiedene Wahrnehmungen über monogame und polygame Geschlechtsbeziehungen zu erkennen. Die Eifersucht ist in jenen Kulturen stärker ausgeprägt, die auf einer monogamen Form der Ehe gründen. K. Davis geht sogar noch einen Schritt weiter und stellt fest, dass die Gesellschaft sogar einzelne ihrer Mitglieder darin bestärkt, auf die Untreue des Partners mit Eifersucht, Wut und Bestrafung zu reagieren, um dadurch die Institution der Ehe zu bewahren.